"Das NFP75 liefert wissenschaftliche Erkenntnisse und Antworten für einen wirksamen und angemessenen Einsatz von grossen Datenmengen"
Interview mit Uwe Heck, Bundesvertreter für das NFP 75 "Big Data".
Was würde fehlen, wenn es das NFP 75 nicht gäbe?
Die Forschungsprojekte im NFP75 untersuchen Fragen der Informationstechnologie und deren gesellschaftlichen Auswirkungen und gehen auf konkrete Anwendungen ein. Das NFP75 liefert somit wissenschaftliche Erkenntnisse und Antworten für einen wirksamen und angemessenen Einsatz von grossen Datenmengen und leistet damit einen Beitrag zur Lösung wichtiger Gegenwartsprobleme. Die meisten aktuellen Innovationen basieren auf digitalen Technologien (z.B. Big Data), die ihrerseits aus der wissenschaftlichen Forschung - wie u.a. im NFP75 gefördert - hervorgehen. Diese wirken sich sowohl auf unser tägliches Leben aus als auch auf unsere Wirtschaft und werfen somit politische und rechtliche Fragestellungen resp. einen entsprechenden Diskurs dazu auf.
Können Sie uns erklären, was aus Ihrer Sicht Big Data bedeutet?
Grundlegend baut die Idee von Big Data dabei darauf auf, dass grosse und polystrukturierte Datenmengen an mehreren Orten verteilt abgelegt und auch verteilt ausgewertet werden können. Ein gemeinsames Verständnis davon, was diese Daten repräsentieren, sorgt dafür, dass sie als Informationen interpretiert werden können und damit unter anderem genauere Analysen und stimmigere Voraussagen für unterschiedliche Einsatzzwecke eröffnen.
Politische, ideologische und interessensgeleitete Schlussfolgerungen und Empfehlungen kann es auch auf der Basis grosser Datenmengen geben. Die Auswertung von Daten bleibt letztendlich abhängig von Theorien, Modellen und intelligenter Interpretation der Ergebnisse.
Wo erwarten Sie die grössten Auswirkungen? Was ist Unsinn?
Ein Besitz enormer Datenmengen in der Hand weniger Unternehmen birgt tendenziell eine gewisse Gefahr für die gesamte Gesellschaft und für die Privatsphäre des Einzelnen. Aussagen wie solche, dass Wissenschaft und Wirtschaft bald von einem komplett (neuen) daten-getriebenen System beherrscht würden, regen zum politischen Diskurs und Handeln an.
Es hat sich gezeigt, dass nicht (allein) die Menge der Daten entscheidet ist, sondern deren Qualität. Um an Qualitätsdaten zu gelangen, muss man einigen Aufwand betreiben und entsprechend Geld in die Hand nehmen. Ferner kann ein "zu viel" an Information ähnliche Auswirkungen haben wie ein "zu wenig". Mit zunehmender Datenmenge kann sich die Anzahl Korrelationen häufen, was die Gefahr von willkürlichen Resultaten erhöht.
Sie sind bei der Bundeskanzlei tätig. Was sind die Aufgaben des Bereichs Digitale Transformation und IKT-Lenkung?
Der Bundesrat hat im April und im Juni 2020 entschieden, die digitale Transformation der Bundesverwaltung neu auszurichten und bei der Bundeskanzlei ein neues Kompetenzzentrum für Fragen der Digitalisierung zu etablieren. Anfang Januar 2021 nahm der Bereich «Digitale Transformation und IKT-Lenkung» (DTI) seine Tätigkeit auf. Ziel ist es, dass Geschäftsprozesse innerhalb der Bundesverwaltung besser integriert werden und Daten besser genutzt. Ausserdem sollen Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) möglichst wirtschaftlich und effizient eingesetzt werden. Der Bereich DTI darf zu diesem Zweck Vorgaben erlassen, eigene Digitalisierungsprojekte initiieren oder Vorhaben von Departementen und Ämtern unterstützen. Er sorgt für eine departementsübergreifende Sicht auf die Vorhaben, Mittel und Verwaltungsleistungen der digitalen Transformation und der IKT in der Bundesverwaltung.
Uwe Heck
Uwe Heck arbeitet bei der Bundeskanzlei im Bereich Digitale Transformation und IKT-Lenkung. Er ist seit Anfang 2019 Bundesvertreter für das NFP 75. Wir haben ihn zum NFP 75, zu seiner Tätigkeit beim Bund und zu Big Data im Allgemeinen befragt.